Erste Löcher im Netz 2.0
Während mancherorts immer noch „die zweite Version des Webs“, Minorrelease 0, entdeckt und gefeiert wird, zeigen sich andererorts bereits die ersten Löcher, nicht immer notdürftig geflickt. Was am neuen alten Netz wirklich neu sein soll, fragt sich nicht nur der Erfinder des WWW, der das ganze sogar als nutzloses Blabla abkanzelt, sondern auch unser Autor, angesichts der zunehmenden Kommerzialisierung der Dienste. Es steht auf jeden Fall fest, dass ein verantwortungsvoller Umgang mit der eigenen Privatsphäre mehr denn je ausgesprochen wichtig und notwendig ist.
Kalter Kaffee: Web 2.0
Als charakteristisch für das Netz 2.0 gelten Weblogs und Wikis, soziale Netze und nennen wir es mal „Mitmachseiten“ (Youtube, Flickr, um die bekanntesten zu nennen). Vergleicht man allerdings die Entstehungsdaten dieser Technologien mit dem Auftauchen des Buzzwords „Web 2.0“ bleibt automatisch die Frage im Raum: Was ist daran so neu? Diese Möglichkeiten werden auch gerne als „Demokratisierung des WWW“ bezeichnet, weil die Nutzer nicht mehr reine Konsumenten, sondern auf einmal auch Produzenten sind; die Fernsehbranche soll diese veränderte Mentalität angeblich bereits merken. Fakt ist allerdings, dass das WWW und die Kerntechnologien, auf denen es basiert, von Anfang an zutiefst demokratisch konzipiert worden sind; das Hypertext Transfer Protocol, kurz HTTP, unterstütz seit seiner Erfindung nicht nur Befehle, um Inhalte anzufordern, sondern auch zum Veröffentlichen. Dies soll ganz im Sinne des „Peer Reviews“ vorgesehen gewesen sein. Laut dem Telepolis-Artikel "Web 2.0 ist nutzloses Blabla, das niemand erklären kann" (Zitat Tim Berners-Lee, Erfinder des WWW), begann die Zentralisierung der Inhalte erst, nachdem Medienunternehmen das kommerzielle Potenzial des Netzes entdeckten und in altbekannter Sender-Manier den Nutzer zum Konsumenten degradierten. Insofern gehen Weblogs und Wikis „back to the roots“.
Extrovertiert oder Exhibitionist?
Aber nicht alles ist Gold, was glänzt: Die zweite Sau des neuen alten Netzes, die durchs „globale Dorf“ (ein Begriff, den mancher vielleicht schon für tot geglaubt hat) getrieben wird, hört auf den Namen soziales Netz, hinter dem sich das Prinzip „ich habe keine richtigen Freunde, davon aber viele und weltweit und jeder kann es sehen“ verbirgt. Mittels entsprechender Dienste kann man hier im Netz seinen Freundeskreis virtuell erweitern und zusammen mit dem reellen verknüpfen. Je nach Plattform gibt man dabei mehr oder weniger große Teile seiner Privatsphäre nicht nur an den Betreiber, sondern auch an die ganze Welt preis. Das passt übrigens ebenfalls zum globalen Dorf: Jeder kennt und kann das Getratsche nachvollziehen. So, wie im Oldschool-Raum-Zeit-Dorf auch der Dorfpolizist vom Getratsche mitbekommt, sind dies in der virtuellen Welt zunehmend Geheimdienste. Gegenüber Getratsche lassen sich Webseiten viel besser maschinell überwachen und deren Inhalte verarbeiten.
Allerdings ist die gleichzeitige Anwesenheit in zwei Welten nicht unproblematisch: In den meisten Fällen wird die reelle Identität auf die virtuelle abgebildet. Dabei besteht immer die Möglichkeit, sich eine Maske überzuziehen oder im virtuellen Busch zu verstecken, was im Sinne der Wahrung der eigenen Privatsphäre häufig sogar praktikabel und angebracht ist. Soziale Netzwerke machen es allerdings möglich, auch die Gegenrichtung zu gehen, d.h. von einer virtuellen auf eine reelle Identität zu schließen. Den virtuellen Klospruch, den man mit 15 an eine Blogwand gekritzelt hat, kann der Personalchef nach dem Studium immer noch lesen. Aber auch „Identitätsklau“ bekommt damit eine ganz andere Dimension und Bedeutung, weil es plötzlich viel einfacher auch in der Realität durchzuführen (z.B. Social-Engineering) ist. Und schließlich gibt es eines zu bedenken: Man gibt den neuen Diensten, die bislang größtenteils ohne Werbung auskommen sehr viel von sich preis. Diese Firmen werden irgendwann Geld verdienen müssen und verfügen dabei über prall gefüllte Kundendatenbanken mit allem, was das Marketingherz begehrt.
Ein Schlusswort
Was bleibt, ist der überlegte Umgang mit der eigenen Privatsphäre, aber auch der eigenen Meinung. Medienkompetenz, die man im Zusammenhang mit Fernsehen, Zeitung oder dem Gespräch auf der Straße gewonnen hat, darf man im Internet nicht einfach über Bord werfen, schließlich hat das Netz 2.0 bereits Löcher.
1 Der Weihnachtsmann aus Web 4.6 schrieb am 09.09.2006:
Web 2 Punkt 0 ?! Klicke doch bitte mal auf meinen Namen um sehen was das meiner Meinung nach ist ! ;-)
2 Robert (Admin) aus Baunatal/Deutschland schrieb am 09.09.2006:
Sehr gut! Satire und Parodien sind genau mein Ding!
3 Der Weihnachtsmann aus dem virtual Rootkit 3.0 schrieb am 09.09.2006:
Das vermehrte Auftreten von Alpha-Versionen die trotzdem mit 2.0 gekennzeichnet wurden , obwohl sie gerade mal wie ne 0.6 funktionieren . Ein Klick auf meinen Namen zeigt ein Beispiel dessen ! ;-)
4 Der Weihnachtsmann aus dem Wiener Schnitzel 1.5 = 3 Flügel schrieb am 09.09.2006:
Dieser Film würde auch gut zur Cola Verschwörung passen , aber er ist mehr .......................mehr..........................mehr WEB2.0 , wenn du verstehst was Ich meine .
P.S.: Richtig ! Ein Klick auf den Namen und Kino ! ;-)
5 Sebastian aus Kassel schrieb am 10.09.2006:
sehr gut geschrieben und auch verständlich wenn man nicht in der materie steckt ;)
besonders der teil in dem du auf die virtuelle identität eingehst ist sehr gelungen. Ich konnte das auch bei mir selbt schon feststellen. wenn man kein gesicht zeigt, mit dem man grade steht für das was man sagt und schreibt, stellt man sich gerne als wunschperson dar. ein hohes risiko. gerade in der web 2.0 blogosphere stellt man das des öfteren fest. ich persönlich lege darum viel wert darauf, mein blog und meine person miteinander zu verknüpfen, damit jeder weiß, dass es mich (also den jenigen der den blog mit leben füllt) auch wirklich gibt und in der realen welt die selben ansichten vertritt. aber dennoch ist die gefahr ein "schauspieler" zu werden im netz immer sehr hoch. jeder webseite, singlebörse oder social-network-portal biete ideale bedingungen sich "besser" darzustellen als man ist. wer schreibt schon seine fehler auf die webseite oder wer präsentiert in der öffentlichkeit sein schwächen...
andererseits ist das "web 2.0" natürlich auch ne gute möglichkeit andere menschen auf dinge, über die man denkt und von denen man möchte das sie weiter verbreitet werden, aufmerksam zu machen.
6 Robert (Admin) aus Baunatal/Deutschland schrieb am 10.09.2006:
@Weihnachtsmann: Auch Mac-User oder neidischer Windows-Benutzer?
@Sebastian: Wie ich ja schon schrieb, ist das Interessante an der Sache, dass diese Möglichkeiten zur Diskussion und Demokratisierung von Anfang an im WWW vorgesehen waren, nur, wie dem Telepolis-Artikel zu entnehmen ist, nicht angeboten wurden. Von der Mediennutzung unterscheiden sich Fernsehprogramm und die klassischen Portale des „Web 1.0“ kaum voneinander. Aber man muss dazu sagen, dass Techniken wie Ping-/Trackback für eine bessere Vernetzung von Inhalten sorgen, was auf jeden Fall im Sinne von Tim Berners-Lee ist.
P.S.: Sicherheitsaspekte werden hier nie zu kurz zu kommen, weil der kleine Informatiker in mir einen grauen Hut trägt.
7 Der Weihnachtsmann aus dem Apple Hate Center schrieb am 10.09.2006:
@ Robert : Nein , ein genervter Firefox benutzender Admin ! Sagen wir mal so : Es gibt da ein Mitglied unserer Fachschaft ( 1 von 12 ) nennen wir Ihn den Alten Admin , welcher stets sagt , dass sämtliche Grafiken die Ich bisher in unsere Seite eingebunden habe , rechts über das Menü hinaus dargestellt wird . CrossBrowsing technisch habe Ich es sogar ausgiebig getestet : Mozilla ( versagt beim Acid2-Test , stellt die Fachschaftsseite korrekt dar ) , Firefox 1.5 ( versagt beim Acid2-Test , stellt die Fachschaftsseite korrekt dar ) , Internet Explorer 6 ( versagt beim Acid2-Test , stellt die Fachschaftsseite korrekt dar ) , Netscape Navigator ( Versagt total beim Acid2-Test , Stellt die Fachschaftsseite korrekt dar ) . Safari habe ich nicht getestet ( Safari schafft den Acid2-Test , scheitert aber an der Fachschaftsseite ) . Das ist ca. so als ob Ich ne 40GB mp3 Sammlung habe um sie dann auf nen IPod lade um sie anzuhören .
Und wir wissen alle was passiert , wenn wir versuchen mp3´s auf nem IPod abspielen .... NIX !!! Genau denn ein IPod ist von Apple und deswegen kann er bloß AAC´s abspielen , mp3´s kann er nicht ! Also der IPod sieht aus wie ein mp3 Player , er spielt auch Musik wie ein mp3 Player , aber es ist kein mp3 Player ! Und so verhält es mit Safari und Browsern . Es sieht wie Browser aus , man benutzt ihn wie einen Browser , man kann Web2.0 Seiten damit wie mit einem Browser ....... , ABER alles was VOR Web2.0 war ..... FEHLANZEIGE !!!! Daher ist Safari meiner Meinung nach exakterweise eine Web2.0 Alpha , denn Web1.0 kann er nicht !
P.S.: Ja ich dramatisiere es hier und da ! ;-)
8 Robert (Admin) aus Baunatal/Deutschland schrieb am 10.09.2006:
Ich habe die Fachschaftsseite gerade mal inspiziert und wundere mich, dass viele andere Browser damit keine Probleme haben, angesichts z.B. des folgenden Codes:
<img src="http://msig.info/web2v2/(reflect)Ersti+NEWS+---+Ersti+NEWS---Ersti+NEWSBETA.png" alt="" /" alt="Ersti News" />
Wie wäre es denn außerdem, wenn du dem Bild eine Breite zuweisen würdest? Safari stellt die Grafik in Originalgröße dar und skaliert sie nicht klein.
Der iPod kann übrigens auch MP3, genau wie WAV.
9 Der Weihnachtsmann aus A.H.C. schrieb am 10.09.2006:
Ab Generation 3.0 kann IPod erst mp3 ! Wenn Safari ein ausgereiftes Programm sein soll , wieso kann er dann wie jeder andere Browser es kann , eine Simple Grafik nicht herunterskalieren ?! Und weil Safari es nicht kann , soll der Admin für Produkt Support sorgen ?! TzTz .... geht doch alle mal zu Apple und heult euch über diese Vollpreis Alpha aus . ;-P
Nicht dass wir uns falsch verstehen , Apple macht tolle Sachen , die Grafik Programme sind schlicht brilliant , aber wenn es um Flexibilität und Kompabilität geht , dann ist das ganze Apple Ding , in meinen Augen , (Entschuldigung!) nutzloser Scheiß !!!
10 Der Weihnachtsmann schrieb am 10.09.2006:
Guck dir doch mal diese Beta 2 von Firefox 2.0 an !
11 Robert (Admin) aus Baunatal/Deutschland schrieb am 17.09.2006:
Bei Telepolis gibt es einen neuen Artikel, der über „über die neue Offenheit in sozialen Online-Netzwerken“ berichtet:
Während Künstler relativ offen mit Informationen über ihre Person umgehen (wahrscheinlich als Selbstdarstellung), gibt es einige Berufsgruppen, für die das „tödlich“ sein kann (nicht nur BND-Agenten in Bagdad), z.B. Lehrer:
Und als Hinweis: Der (zukünftige) Chef surft auch mit.