Roberts Kolumne

Roberts Kolumne ist eine Kolumne im klassischen Sinne, mit der Möglichkeit, „Leserbriefe“ zu hinterlassen: Definitiv subjektiv, sanft satirisch und gerne auch mal populistisch.

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Generation Doping

Eingestellt am 31. März 2009 um 19:40 Uhr » Netz-Notizen Kommentar Wer braucht so etwas? Gesellschaft Forschung und Wissenschaft Zitat des Tages Medien und Informationen

Ach ja, wie liebe ich die öffentliche Hexenjagd auf dopende Sportler, während man seinen Kindern daheim Ritalin einflößt und seinen Tagesablauf mit Koffein und Baldrian steuert. Ein unbekannter Student hat der Zeit seinen Selbstversuch mit Ritalin beschrieben, der ganz nebenbei ein trauriges Bild der aktuellen „Generation X“ (für X=Doping) zeichnet.

Medizinisch sei nach Aussage von Gerald Hüther, Professor für Neurobiologie an der Psychiatrischen Uni-Klinik Göttingen, Ritalin das gleiche wie Kokain, nur geringer dosiert. Interessanterweise hieß es früher schon einmal, Mutter, der Mann mit dem Koks ist da, und jetzt nimmt Ritalin diese Rolle ein. Die 80er, New Economy, diese ganzen Verlierermodelle überleben doch immer irgendwie. Mit allerdings einem Unterschied:

Sie sind die erste Generation, die eine Vernunftdroge konsumiert. Eine traurige Droge, ein Armutszeugnis.

LSD, Kokain und Ecstasy sein dem gegenüber mehr oder weniger „Spaßdrogen“, „zum Genießen“, gewesen. Wobei auch diese drei im Grunde eingesetzt werden (können), um bewusst die menschliche Leistungsfähigkeit für einen begrenzten Zeitraum zu steigern – Gehirndoping. Und wo ist jetzt der Unterschied zum dopenden Sportler?

Unbekannter Student: Ja, schon, aber was sagen Sie jemandem, der antwortet: Lieber ein Sklave mit 1,0 als ein freier Mensch, der durch die Prüfung fällt?
Hüther: Ich sage ihm: Wenn man anfängt, seine Affekte mit einer Pille zu kontrollieren, ist man kein Mensch mehr. Dann ist man ein Roboter.

Der Vergleich mit dem „Lance Armstrong der Wissenschaft“ angesichts des Ritalin-Dopings vor einer Klausur könnte die Zeit allerdings teuer zu stehen kommen – oder habe ich verpasst, dass Lance doch des Dopings überführt worden ist? Allen Mutmaßungen zum Trotz gilt doch immer noch die Unschuldsvermutung (außer die existiert beim Radsport nicht mehr). Aber Roboter dürfte es im Sport (und in der Uni) viele geben, die ihre Leistungen erdopen und ihr Gewissen entdopen. Parallel zum Sport haben sich der Modularisierung sei Dank auch in der Lehre die Leistungsanforderungen erhöht. Vielleicht sollte man auf das mutmaßliche „chinesische Modell“ umsteigen und sich als fortgeschrittener Student in Anfängerklausuren setzen. Aber die „Vernunftdroge“ lässt soviel Kreativität vielleicht gar nicht zu:

Sie empfinden keine Neugier, kein Bedürfnis nach menschlichen Bindungen und sind weniger kreativ. Deshalb nehmen eher BWL- und Medizinstudenten Ritalin, weil dort weniger Kreativität verlangt wird.

Damit hinkt dann der Vergleich zu den „konventionellen Spaßdrogen“ dann doch ein wenig. Das Schlusswort erinnert allerdings dann doch ein wenig an die EPO-Zeiten im Radsport:

Ich habe meine Freunde gefragt, ob sie mich verstehen. Sie fragten zurück, ob ich noch welche von den Pillen übrig habe.


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